Eröffung IFI-Zentrum: Medienkonferenz 25. August in Granges-Paccot
Artikel Freiburger Nachrichten (26. August)
Autistische Kleinkinder sollen eine spezielle Förderung erhalten. Dafür wird der Kanton Ende August in Granges-Paccot ein Zentrum für intensive Frühintension eröffnen.
Heute leidet eines von hundert Kindern unter einer Autismus-Spektrum-Störung. Durch verbesserte Diagnose-Möglichkeiten ist die Tendenz steigend. Autistische Kinder versinken in ihrer eigenen Welt und sind da durch häufig schwer erreichbar (siehe Kasten). Um betroffene Kinder schon möglichst früh therapieren zu können, wurden die sogenannten intensiven Frühinterventionen (IFI) entwickelt und in einem Pilotversuchin fünf Kantonen, getestet.
Das Ziel der IFI ist es, Kinder mit Autismus in ihrer Entwicklung zu fördern und somit ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität zu steigern. Gestern informierte der Kanton Freiburg in einer Medienkonferenz, dass er Ende August in Granges-Paccot nun ebenfalls ein Zentrum für IFI eröffnen werde.
Mitarbeit der Eltern ist wichtig
Das Amt für Sonderpädagogik habe den Früherziehungsdienst (FED) der Stiftung Les Buissonnets mit der Einrichtung eines neuen Bereichs für intensive Frühintervention (IFI) beauftragt, erläuterte die Bildungsdirektorin Sylvie BonvinSansonnens (SP). Das zweisprachige Zentrum wird von der Direktion des FED geleitet. «Die IFI basiert auf einem ganzheitlichen und individuellen Ansatz, bei dem das Kind im Mittelpunkt steht», sagte Jeannette Schär Dias, die therapeutische Leiterin des neuen IFI-Zentrums in Granges-Paccot.
So beruht die IFI auf Interventionsprogrammen, die Elemente der Sonderpädagogik mit Elementen medizinischer Therapien verbinden. Ziel ist, die Entwicklung eines autistischen Kindes durch intensive und regelmässige Impulse positiv zu beeinflussen.
Von entscheidender Bedeutung sei dabei die fächerübergreifende Zusammenarbeit zwischen den IFI-Fachpersonen. Diese kommen aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Psychologie, der Ergotherapie, der heilpädagogischen Früherziehung, der Logopädie und der Psychomotorik.
Die IFI sei effizient, aber in ihrer Umsetzung sehr anspruchsvoll. Die Interventionen erfolgen nicht nur im Zentrum IFI in Granges-Paccot, sondern auchan den Orten, wo das Kind lebt; also zu Hause oder in Betreuungseinrichtungen. Das Angebot ist vorgesehen für Kinder mit einer diagnostizierten Autismus-Spektrum-Störung.
Die sehr intensive Förderung beginnt für Kinder, die das zweite Lebensjahr vollendet haben und dauert zwei Jahre. Damit kann das IFI Programm vor dem obligatorischen Schuleintritt erfolgen.
Sehr wichtig sei die Mitarbeit der Eltern, wie der Vorsteher des Amts für Sonderpädagogik, Stephane Noël, betonte: «Die Eltern müssen sich verpflichten, bei der Förderung und Evaluation des Programms mitzuwirken.»
1200 Interventionsstunden
Im ersten Jahr wird die Förderung primär in individueller Form in den Räumlichkeiten des IFI-Zentrums durchgeführt. Nach und nach wird sie durch Gruppensequenzen ersetzt. Im zweiten Jahr wird je nach Entwicklung des Kindes der Schwerpunkt auf Gruppensequenzen im IFI-Zentrum gelegt. Die individuellen und zu Hause durchgeführten Interventionen werden fortgesetzt.
Wöchentlich erfolgen 15 Interventionsstunden während insgesamt 41 Wochen pro Jahr. Während des zwei Jahredauernden IFI-Programms erhält ein Kind somit insgesamt rund 1200 Interventionsstunden.
Das Angebot im Kanton Freiburg beginnt vorerst mit fünf Kindern. Es soll in den nächsten Jahren schrittweise erweitert werden. Die Therapiekosten beziffert Stephane Noël auf jährlich rund 100 000 Franken pro Kind.
Text: Frank Olivier Salzgeber
Marianne Schmuckli, Direktorin Früherziehungsdienst und des IFI-Zentrums, Bildungsdirektorin Sylvie Bonvin-Sansonnens und Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel (von links), Präsidentin des Stiftungsrats von Les Buissonnets, informierten über das neue Zentrum für intensive Frühintervention.
Foto: Alain Wicht
Autismus
Buben sind häufiger betroffen
Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung nehmen ihre Umwelt anders wahr als die meisten Menschen. Sie können sich nur mit Mühe in andere einfühlen und mit ihnen kommunizieren. Auch können sie die Stimmung ihres Gegenübers aus dessen Gesichtsausdruck schlecht erkennen. Sie vermeiden Kontakte und befassen sich gerne mit einem Spezialgebiet.
Die Auswirkungen der Störung behindern auf vielfältige Weise die Beziehungen zur Umwelt, die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft und die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft, da sowohl kognitive als auch sprachliche, motorische, emotionale und interaktionale Funktionen betroffen sind.
Von der Störung sind Jungen drei-bis viermal häufiger betroffen als Mädchen.